Zum Begriff und Position der Hochsensibilität in der Pädagogik

Der Begriff wurde von der amerikanischen Psychologin Elaine Aron geprägt (highly sensitivity oder Sensor-processing-sensitivity). Die Übersetzung im Deutschen „Hochsensibilität“, manche sagen auch „Hochsensitivität“ ist leider nicht selbsterklärend und führt schnell zu Verwirrung („Jeder ist doch sensibel!…“). Daher wurden und werden immer wieder Versuche unternommen, den Begriff zu präzisieren, auch im Kontext neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse. So ist einer der neueren Begriffe hierzu die „Neurodiversität“ (Patrice Wirsch, CH), die ich allerdings leider auch nicht selbsterklärend finde.
Ich arbeite derzeit an einem Buch, bei dem die Parallelitäten zwischen Hochsensibilität, Hochbegabung und anderer Feinfühligkeiten aufgezeigt werden, was zu einem breiterem Verständnis der verschiedenen Phänomene und ihres Zusammenwirkens beiträgt, als auch eine andere Begrifflichkeit beinhaltet.
In der Pädagogik verbreitet sich das Wissen und Verständnis um Hochsensibilität leider nur recht langsam (wie meist bei neuen Ansätzen oder Paradigmen ;-)). Allerdings hat sich in den letzten 10 Jahren schon einiges getan, meist jedoch entweder durch eigene Betroffenheit (Lehrkraft, Pädagogen, Eltern) oder einzelne innovativ orientierte Fachkräfte. Da das Phänomen Hochsensibilität keine Störung sondern eine Veranlagung ist, wird es auch nicht als Störung im IC D11 kategorisiert. Daher tauchte es bislang im pädagogischen Kontext auch nicht als beachtenswertes Thema auf. Letztlich ist das Thema Hochsensibilität – genau wie auch die Hochbegabung – ein Potenzial- und nicht ein Defizit-Thema!
Die Problematik hierbei ist, dass tatsächlich nicht die Veranlagung das Problem darstellt, sondern die unpassenden Rahmen- und Lebensbedingungen hochsensibler Menschen jeden Alters. Da es aber nicht als Störung gilt, gibt es auch für die negativen Belsatungssymptome keine klassischen Unterstützungen bzw. Maßnahmen.
Aus meiner Erfahrung mit den ErzieherInnen und Pädagogen, die meine Fortbildungen hierzu besucht haben, weiß ich, dass bereits kleine, aber gezielte Schritte im pädagogischen Alltag den Betreffenden große Erleichterung bringen können. Da diese Änderungen zuweilen jedoch die Grenzen der pädagogischen Konzepte erreichen, gibt es leider, auch bei kleinen Veränderungen, Widerstände oder Unverständnis bezüglich der Notwendigkeit.
Bei den Kindern und Jugendlichen ist der Wandel wesentlich schneller zu beobachten. Immer mehr Kinder zeigen hochsensible Züge und Bedürfnisse, tragen ein anderes, sensibles Wertebewusstsein in sich und hadern extrem mit alten, starren und autoritären Bildungsstrukturen. Von ehemals 15% Betroffener ist der anteilige Prozentsatz inzwischen (lt. Forschung der Heiligenfelder Fachkliniken) bei ca. 30%! Meiner Einschätzung nach: steigend.
Ich freue mich sehr, wenn dieses Potenzialthema – mit und ohne Kombination Hochbegabung – eine immer breitere Fach-Öffentlichkeit erreicht und wir somit den Kindern der Zukunft eine angemessene und bereichernde Bildungslandschaft bieten können.

Seit 2010 biete ich für Fachkräfte aus pädagogischen und psychologischen Zusammenhängen Fortbildungen und Vorträge an. Hierbei geht es neben der Wissensvermittlung der jeweiligen Disposition darum, wie in den betreffenden Kontexten hochsensible, hochbegabte und feinfühlige Menschen jeden Alters werschätzend und aufbauend in ihrer Potenzialentfaltung unterstützt werden können.
Folgende Themen sind Bestandteile der Angebote:

  • Grundlagenwissen zu den Dispositionen
  • Potenziale der Veranlagungen
  • Sensible Stolpersteine für Feinfühlige im System
  • Bedürfnisse und Grenzen der Veranlagungen
  • Parallelen zu Störungsbildern AD(H)S, Autismus etc. (je nach Seminarlänge)
  • Hilfreiche Schritte im Alltag – Arbeit mit Fallbeispielen

Alle Angebote werden sowohl als Online-, als auch als Präsenz-Veranstaltungen angeboten.

Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit in Ihrer Institution 🌟

Cordula Roemer

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Das Buch zum Blogthema:

Hurra, ich bin hochsensibel! Und nun?
In diesem Buch wird anhand des HSP 4 Phasen-Integrationsmodells der Weg vom Erkennen bis hin zur aktiv gelebten Veranlagung beschrieben.