Was ist Hochsensibilität (HS)?
Es ist heilsamer, eine Veranlagung zu stärken, als eine Störung zu behandeln.
Cordula Roemer
Hochsensibilität
Hochsensibilität scheint ein Phänomen der Neuzeit zu sein, welches seinen Namen Anfang der 1990er Jahre von der amerikanischen Psychologin und Psychotherapeutin Elaine N. Aron erhalten hat. Wer allerdings tiefer bzw. früher schaut, wird bereits Anfang des letzten Jahrhunderts bei den beiden Schweizer Psychologen C.G. Jung (Introversion) und Eduard Schweingruber (Der sensible Mensch, Antiquariat) fündig. Es ist jedoch zu vermuten, dass dieses Phänomen schon sehr viel älter als die Werke der beiden Herren ist, denn es handelt sich hier um eine sehr basale, dem menschlichen Wesen tief zugrundeliegende Disposition. Wer sich mit den Merkmalen vertraut macht und anschließend in Biografien potraitierter Menschen unserer Vergangenheit stöbert, wird zuweilen auf erstaunliche Parallelen stossen. Was zeichnet jedoch dieses Phänomen aus?
Das Phänomen
Hochensibilität zeichnet sich in erster Line durch eine erhöhte sensorische Wahrnehmungsbereitschaft und -fähigkeit, sowie einer tiefgreifenden und komplexen Verarbeitung der aufgenommenen Informationen aus. Bislang geht die Wissenschaft von einer vererbbaren Veranlagung aus, die bei Frauen wie Männern gleichermaßen und vom ersten bis zum letzten Tage des Lebens eines Menschen auftritt.
Sensorische Wahrnehmung bedeutet, die Wahrnehmungskanäle wie Sehen, Riechen, Tasten etc. sind per se aufnahmebereiter. Hinzu kommen noch alle jene Wahrnehmungskanäle, über die wir in unserer medizinischen Kultur wenig erfahren haben, als da wären: Intuition, 3. Auge oder Aura. Auch hierüber nehmen wir wahr, können die Informationen jedoch oftmals nicht adäquat nutzen, weil uns deren Herkunft und Aussage nicht genügend zugänglich sind. Dies ändert sich zur Zeit radikal, aber dazu mehr auf der Seite „Hochfrequente Menschen“.
Die Merkmale
Anzeichen, dass eine Hochsensibilität vorliegt, können sein:
- große Detail-Wahrnehmung
- ausgeprägte Kreativität
- starkes ästhetisches Empfinden
- erhöhte Intelligenz
- hohes Empathieempfinden
- schnell erregbares sensorisches Empfinden (Licht, Lärm, Gerüche, Berührungen, Schwingungen etc.)
- komplexes Denken und Handeln
Die Potenziale
Die Herausforderungen
Bereits Anfang der 1970er Jahre prangerte der schwule Filmregisseur Rosa von Praunheim die damaligen Lebensumstände als Ursache der Schwierigkeiten im Leben so einiger homosoxueller Menschen an. Diese Dynamik lässt sich in gleicher Weise auf das Thema der Hochsensibilität übertragen. Die Veranlagung selbst ist nicht das Problem oder die Herausforderung! Die Rahmen- und Lebensbedingungen führen in der Regel zu den typischen Belastungen, die hochsensible Menschen erleben. Ein hinweisgebender Unterschied ist immer bei jenen Menschen deutlich zu sehen, die das Glück hatten, in überwiegend passenden Lebenszusammenhängen aufzuwachsen.
Da jedoch bis zum heutigen Tag die Alltagsbedingungen nicht hochsensibilitäts-freundlich sind, kommt es unweigerlich in mehr oder weniger frühem Alter zu Schwierigkeiten. Dies können sein:
- Geringer Selbstwert
- Desorientierung im Leben
- Unsicherheit in Bezug auf eigene Fähigkeiten
- Zweifel an der eigenen Wahrnehmung
- Probleme mit dem rauen sensorischen Umfeld (zu laut, zu grell, zu voll)
- Schwierigkeiten mit der Unsensibilität anderer Menschen
- Unsicherheit durch mangelnde mediale Rückmeldung im Familien- und Lebensumfeld
Dies sind nur einige der typischen Herausforderungen.